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Punkte unter den Fingern

Malte und seine Mom sitzen in der S-Bahnlinie, die sie von der Innenstadt zum Stadtrand bringt. Er beobachtet intensiv die Menschen, wie sie an den Haltestellen hinzu steigen und wieder aussteigen. Da fällt ihm ein gleichaltriges Mädchen auf das in der rechten Hand einen weißen Stock hält und eine Anstecknadel mit einem weißem Strichmännchen auf blauem Untergrund am Anorak trägt. Sie pendelt ihren Stock nach links und rechts um ein Sitzplatz oder eine Festhaltemöglichkeit in ihrer Nähe ausfindig zu machen und da verliert sie das Gleichgewicht und stürzt in die Arme einer jungen Frau. Malte möchte ihr gern zu Hilfe eilen, aber er kommt nicht bis zu ihr durch.
Hoppla ruft die Frau verblüfft aus! Entschuldigung, sagt das Mädchen erschrocken und fuchtelt orientierungslos mit den Händen herum. Hallo, spricht die Frau sie dann freundlich an, benötigst Du meine Hilfe? Ja, ich suche einen Sitzplatz oder eine Festhaltemöglichkeit. Das ist nicht so einfach, sich bei diesem Gedrängel ohne Hilfe zurecht zu finden,. Oh ja, das verstehe ich sehr gut, pflichtet ihr die Frau mitfühlend bei. Sie spricht Malte an, kannst Du bitte Deinen Sitzplatz dem Mädchen überlassen? Na klar, Kein Problem. Die Frau berührt sie vorsichtig am Arm, Du, der Junge ist für Dich aufgestanden. Danke sagt das Mädchen und setzt sich hin und legt ihren Blindenstock zusammengeklappt hinter sich auf die Bank. Hey, das ist ja wirklich eine tolle Technik, das mit Deinem Blindenstock! Ja, das finde ich auch prima bestätigt sie ihm. Denn so stört er mich nicht, während ich in der S-Bahn sitze.
Nach zwei weiteren Stationen wird ein Platz neben ihr frei und Malte setzt sich neben sie auf die Bank. Sie fühlt mit den Fingern auf der Uhr herum. Was machst Du denn da? Ich ertaste mit meinen Fingern die Uhrzeit. Sie zeigt ihm, das man den Glasdeckel von ihrer Uhr aufklappen kann. Verbiegen sich so nicht die Zeiger? Nein, sie sind stabiler, als bei den Uhren für Sehende. Das finde ich fantastisch, lacht Malte. Sag mal, was ist das für eine Anstecknadel an Deiner Jacke? Das ist ein Blindenabzeichen, so weiß man gleich bescheid, das ich nichts sehen kann. Bist Du schon von Geburt an blind? Ja, ich bin so auf die Welt gekommen. Der Sehnerv hat sich nicht weiter entwickelt,. Ui, entgegnet Malte da nur traurig! Du, das ist nicht so traurig wie Du das jetzt vermutest; denn ich komme ansonsten gut mit meiner Sehschädigung zurecht, kenne dies ja nicht anders! Wie heißt Du denn, fragt er? Luna, und Du? Malte. Wie weit musst Du noch mit der Bahn fahren fragt sie ihn? Bis zur Endstation. Ich auch. Von dort holt mich dann mein Paps ab. Ach so, entgegnet Malte!
Ich komme alle zwei Wochen aus Königwusterhausen nach Hause gefahren, weil ich dort zur Schule gehe. Hmm, wohnst Du dann in einer Art Internat, fragt er nachdenklich? Ja, ich wohne dort im Internat. Also gehst Du auch zur Schule ... ! Na klar, was glaubst Du denn? Iiiiich dachte, ihr müsst nicht zur Schule gehen, weil ihr ja nichts seht. Luna lacht laut auf, das wäre ja großartig, aber dem ist nicht so! Wir lernen genauso wie ihr lesen, schreiben und rechnen. Wie geht das denn, wo ihr doch die Schrift gar nicht sehen könnt? Luna sieht ihn fragend mit ihren braungrünen Augen an. Habt ihr darüber noch nicht in der Schule gesprochen, wie blinde Kinder lesen und schreiben lernen? Manus rutscht auf dem Sitz hin und her. Mmm ..... ich weiß nicht, erwidert er verlegen. Malte sei nicht so neugierig ermahnt ihn seine Mom. Luna winkt ab, das ist wirklich nicht schlimm, denn ich spreche sehr gerne darüber. Diese Schrift wurde von Louis Braille schon vor sehr langer Zeit in Frankreich entwickelt. Er war auch blind und hatte es satt, nicht selbst lesen und schreiben zu können. Da hat er mit 16 Jahren aus einer Nachtschrift eine Schrift für uns Blinde entwickelt. Mit dieser können wir sogar Noten lesen. Cool, sagt Malte erfreut Sieht die Blindenschrift so aus, wie sie auch in manchen Fahrstühlen und auch auf manchen Medikamentenschachteln zu finden sind? Ja, das ist die Schrift die ich lesen kann. Da zieht Luna ein Buch aus ihrer Tasche hervor. Hier das ist ein Punktschriftbuch. Ohoh ganz schön groß und dick, ruft Malte erstaunt. Wäre das Buch in Vollschrift, erklärt Luna weiter, würde es noch dicker und schwerer sein. Ach so, da gibt es noch weitere Schriftformen, staunt Malte nicht schlecht? Kurzschrift heißt die andere. Darf ich sie mal anfassen, fragt Malte? Na klar, hier nimm das Buch ruhig in die Hand. Malte klappt das Buch auf und fühlt sachte mit seinen Fingerspitzen über die kleinen Hubbel. Ich kann ja gar nichts erkennen und es sind ja auch überhaupt keine Bilder im Buch zu entdecken. Enttäuscht gibt er das Buch an Luna zurück. Um diese Schrift mit den Fingern gut lesen und schreiben zu können, erklärt Luna, benötigt man wie bei Eurer Schrift auch, viel Übung. Die Schrift besteht aus 6 Punkten erläutert sie weiter, aus denen kombiniert man dann alle Buchstaben aus dem Alphabet, Satzzeichen usw ...... Das war ein genialer Mann, der Louis Braille, stellt Malte begeistert fest. Ja, das stimmt sagt Luna und ihr Gesicht strahlt tief zufrieden dabei! Nein, Bilderbücher gibt es für den Schulunterricht keine, sagt Luna sanft. Wir müssen ohne dies auskommen lacht sie.
Es gibt schon Bilderbücher, aber die sind eher für die Kleinen und haben nicht viel Text. Würde Louis Braille noch Leben dann würde er in diesem Jahr 200 Jahre alt werden, sagt Luna. Deshalb wird seinem Geburtstag in diesem Jahr mit den unterschiedlichsten Veranstaltungen noch mehr Aufmerksamkeit entgegen gebracht. Morgen ist eine Veranstaltung ihm zu ehren im Blindenverein. Da werde ich aus dem buch "Blind sein" vorlesen. Hier, ich habe noch eine Einladung für morgen, hast Du Lust dorthin zu kommen? Oh ja, sagt Malte. Wie soll ich denn die Einladung lesen können, fragt er sichtlich irritiert? Schau mal her, sie ist in Braillschrift und in der Schrift, die Du lesen kannst gedruckt worden. Malte faltet die Einladung auf, aha, ich sehe schon, super! Da hören sie die Stimme vom Band sagen, Endstation alle aussteigen. Der Zug endet hier. Da schnappt sich Luna schon ihren Stock und bahnt sich den Weg zum Ausgang. Luna warte noch ein Moment, , wir kommen, ruft Malte freudig ihr nach! Klasse, dann bis morgen!
Hallo, hört Luna ihren Vater neben sich sagen.

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