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Rot ist wie ein Holzkästchen sich anfühlt

Yesim Erdogan, Silja Korn, Brigitte Hobmeier Ein literarisches Theaterprojekt von Judith Kuckart

Mitte April 2016 erhielt ich von Jürgen Trinkus eine Mail worin er mir vom literarischen Theaterprojekt "Rot ist wie ein Holzkästchen sich anfühlt" berichtete. Weiter hieß es, eine Schriftstellerin, Judith Kuckart, die in Berlin lebt, suche dafür Teilnehmerinnen. Da hatte er an mich denken müssen. Ob das nicht etwas für mich sei. Er würde sie aus den literarischen Begegnungen aus Boltenhagen her kennen.

Ich überlegte nicht lange und sagte zu. Jeder der mich kennt, weiß ja wie schnell ich zu begeistern bin und es liebe ungewöhnliche Dinge zu tun, um neue Herausforderungen an mich zu stellen!
Anfänglich konnte ich mir erst nicht sonderlich viel unter dem Arbeitstitel "Rot ist wie ein Holzkästchen sich anfühlt", vorstellen. In der Mail von Jürgen war noch eine Anlage eingefügt, worin das Projekt noch genauer vorgestellt wurde. Diese las ich einige Male. Doch so richtig kam mir da keine konkrete Idee. Jedoch spürte ich instinktiv, dass dieser Titel: "Rot ist wie ein Holzkästchen sich anfühlt", etwas mit persönlichen Dingen, die man in einem Holzkästchen aufbewahrt, zu tun haben könnte. Hierbei sollte es sich aber um virtuelle, persönliche Dinge handeln. Ich dachte so bei mir: Komm, lass es einfach auf Dich zukommen und dann wirst du schon verstehen was es damit auf sich hat.

Silja Korn und Brigitte Hobmeier Einige Mails gingen zwischen Judith und mir hin und her, da der Arbeitstermin noch nicht ganz fest stand. Denn Sibille Hüholt die Dramaturgin lebt nicht in Berlin und die anderen Teilnehmerinnen die zwar in Berlin und Potsdam wohnen, waren zeitlich nicht so einfach unter einen Hut zu bekommen, weil wir zum Teil alle noch berufstätig sind. Ende Mai stand es nun fest, wir beginnen damit im Juli.

Judith hatte es sich so gedacht, dass wir uns an zwei Tagen an einem Wochenende im Juli treffen und die weiteren Termine ebenfalls so halten würden.

Bevor wir Teilnehmerinnen uns näher kennen lernten, traf sie sich noch mit jeder einzelnen, um uns besser kennen zu lernen. Dabei erfuhren wir, wer die anderen Frauen sind. Yesim kannte ich schon weitläufig durch ihre Schwester. Das lustige war, das Yesim und ich ebenfalls in dem Bezirk wohnen wo Judith auch lebt. Heike kannte ich noch nicht. Sie wohnt in Potsdam und Sie würde für diese Termine von dort immer extra anreisen. Das imponierte mir sehr, dass sie jedes Mal einen so weiten Weg auf sich nimmt! Judith gefiel mir auf Anhieb und wir hatten keine anfänglichen Kennenlernbarierren zu überwinden. So fieberte ich auf den Termin mit "Heißhunger" entgegen.

Silja Korn mit Blindenstock Am 23 Juli war es dann so weit. Wir, Yesim und ich wurden vor der Deutschen Oper von Judith und ihrem Mann mit dem Auto abgeholt. Heike stieß vom S–Bahnhof Savignyplatz zu uns dazu. Von dort ging es dann weiter zu Judith.
Im Auto kamen wir uns alle schon näher! Es wurde gleich viel gelacht und gescherzt. Ja, das vertrieb ein wenig meine anfängliche aufkommende Aufregung.
Judith führte uns in ihre große Wohnküche, wo wir uns an einen massiven Holztisch setzen. Yesim am linken Kopfende, Heike und Judith mir gegenüber. Ja und schon begannen wir miteinander zu plaudern. Als würden wir uns schon ewig kennen.

Die Stunden vergingen und es fühlte sich so gut an. Am nächsten Tag setzten wir dort an, wo wir am anderen Tag aufgehört hatten. Hoch motiviert mit Elan und Konzentration ging es weiter. Allmählich wurde uns klar, was es mit dem Titel "Rot ist wie ein Holzkästchen sich anfühlt" auf sich hat.

Es ging um innere Bilder und Erinnerungen. Z. B. Warum male ich aus welcher Motivation heraus, Was sah ich zum letzten Mal bevor ich gänzlich erblindete und was fühlte ich dabei? Wie fühlte es sich an , was machte es mit mir? ... Falls sich der Eine oder Andere damit noch näher vertiefen möchte, findet er unter den Rubriken: Silja und bei den Kurzgeschichten, Textpassagen aus dem literarischen Stück "Rot ist wie ein Holzkästchen sich anfühlt".

Bei weiteren Treffen im September und Oktober wurde am Theaterstück gefeilt und auch mal etwas verworfen, was dann doch nicht mehr dazu passte, weil sich der Inhalt des roten Holzkästchens doch grundlegend verändert hatte.
Judith gab uns auch Schreibaufgaben mit in den Urlaub. Wir sollten z. B. einen sensorischen Koffer mit Gefühlen, Gedanken, gefüllt mitbringen oder Träume notieren. Es wurden auch Aufgaben von daheim aus angefertigt.
Am 12 & 13 November sollte es dann in München beim Literaturfestival dargeboten werden. Bis dahin hatten wir viel zu tun.

Silja KornDer 11. November rückte immer näher, an dem wir drei mit Heikes Mann und meinem Mann mit dem Zug nach München fuhren. Dort wurden wir von Svenja am Gleis abgeholt und fuhren gemeinsam mit dem Taxi ins Hotel Torbräu.

Dort hatten wir nur eine kurze Verschnaufpause, denn es ging dann gleich weiter zur Probe ins Literaturhaus wo wir die Schauspielerin Brigitte Hobmeier endlich persönlich kennen lernten. Judith und Sibille hatten uns in Berlin bei einer Probe ein Interview von ihr vorgespielt, damit wir schon mal im Vorfeld ihre Stimme gehört hatten. In natura hört sich ihre Stimme ganz anders an. Ich hätte sie nicht ohne weiteres wieder erkannt, wenn Judith und Sibille sie uns nicht vorgestellt hätten. Das ist ja oft so ein Phänomen, dass sich eine Stimme auf Konserve zumeist anders anhört.

Sibille und Judith hatten im Literaturhaus einen Raum zur Verfügung gestellt bekommen, damit wir dort proben konnten. Denn die Auführungen sollten in den Kammerspielen München in der "Kammer 3" stattfinden. Nur konnten wir erst am Aufführungstag dort proben. Daher hatten Judith, Lili, Svenja und Sibille dort alles versucht alles so naturgetreu zu arrangieren, damit wir uns schon mal mit der Bühnensituation, den Wegen usw. vertraut machen konnten. Ja, das war wirklich eine gute Hilfe, denn am nächsten Tag fiel es uns auch schon leichter uns auf der Bühne in den Kammerspielen zurecht zu finden. Es wurde am Vormittag und am Nachmittag vor dem eigentlichen Auftritt geprobt. Lili war für die Kostüme, Kulissen, Aufbau, wer wann zur Maske muss und die Gestaltung für die Bühnenpräsenz zuständig. Es war echt cool sich mal wieder wie eine richtige Schauspielerin zu fühlen.

Verbeugung von Heike Thiel, Yesim Erdogan, Silja Korn, Brigitte HobmeierAuch Brigitte zeigte sich uns gegenüber sehr offen, herzlich und sah uns als ihre Kolleginnen an. Das transportierte sie auch während der zwei Aufführungen. Das machte sie sehr sympathisch. Eigentlich muss ich sagen, dass wir von allen die uns dort begegneten, gleichermaßen so behandelt wurden. Darum fühlte ich mich gleich dort sehr wohl und aufgehoben verlor immer mehr die Furcht irgendwie die Wege nicht zu finden, den Text zu vergessen, zu versagen.
An den zwei Aufführungen hatten wir ein wirklich tolles Publikum, die an dem Thema blind und wie gehen wir, die so unterschiedlich wie Tag & Nacht sind, damit im Einzelnen um. Der Beifall war grandios! Es wurde gejubelt, Bravo gerufen und ausgiebig abplaudiert.
Das rührte mich zutiefst!

Ich denke, es war ein voller Erfolg! Sehr schade, dass nur zwei Auftritte geplant waren.

Die Unterbringung im Hotel Torbräu war exklusiv! Das Zimmer und die Speisenauswahl am reichlich angebotenden Buffet ließen mich für einen Moment in eine andere Welt abtauchen.

Vielen Dank dafür!

Eine kurze Erläuterung zur Bühnenkulisse und wie wir auf der Bühne agierten.
Es standen dort nur Stühle und Bänke, auf denen wir Platz nahmen; abseits ein Tisch mit Stuhl. Wir arbeiteten uns allmählich von dem hinteren Bühnenbereich immer weiter zum Bühnenrand vor, indem wir von der hinteren Fensterseite zur mittleren Stuhlreihe, die vor einem Perlenvorhang platziert wurde, gingen. Von da aus gingen wir dann nach und nach einzeln zu den gepolsterten Sitzbänken, die nahe vor dem Publikum standen.

Hier noch eine kurze Textversion des entscheidenden Teils der Rezensionsfassung aus der Süddeutschen– Zeitung vom 14.11.2016
Literatur
Von Antje Weber"
Singen und schwingen
(...) Noch einmal anders um Sprache und Sinne geht es am Samstag in den Kammerspielen. "Rot ist, wie ein Holzkästchen sich anfühlt" hat die Schriftstellerin und Regisseurin Judith Kuckart ihr Theaterprojekt genannt. Ein seltsamer Titel, der auch den drei Hauptdarstellerinnen Rätsel aufgibt, wie sie fröhlich plaudernd gestehen: "Rot, wie kann sich das anfühlen?" Insbesondere für Menschen, die Farben gar nicht sehen können? Denn Yesim Erdogan, Silja Korn und Heike Thiel sind blind – und sie sollen an diesem Abend in Worte fassen, wie sie die Welt wahrnehmen. Ein Theaterabend im engeren Sinne ist das nicht, die theatralen Mittel beschränken sich im Wesentlichen darauf, dass die Selbst–Darstellerinnen schrittweise näher an das Publikum heranrücken. Es ist – abgesehen von Einschüben wie erzählten Träumen, biografischen Geschichten und Gesang – vor allem eine Art Talkrunde, die auf den Ergebnissen einer Schreibwerkstatt basiert.
Noch–Kammerspiel–Schau–spielerin Brigitte Hobmeier, die sich im Dienste der blinden Frauen freundschaftlich zurücknimmt, spieltdabei die Rolle der Moderatorin und stellt eine Menge Fragen: Wie speichern Blinde Erinnerungen ab? Fassen Blinde wirklich gerne die Gesichter anderer Menschen an? Haben auch Blinde Angst im Dunkeln?
Lebhaft, sympathisch und klug geben die drei Frauen Auskunft. Sie beschreiben die besonders große Bedeutung von Sprache für ihr Leben, da sie einen Raum ja nicht mit Blicken füllen und deuten können. Sie erklären, dass sie das Sehen für überbewertet halten:
"Es geht eher ums Wahrnehmen." Trotz aller Antworten werden an diesem Abend jedoch auch neue Fragen aufgeworfen – Absicht? Ein wenig Ratlosigkeit gehört vor dem Verstehen ja angeblich dazu. Es ist am ersten Wochenende des Forum: Autoren jedenfalls einiges in Schwingung geraten.

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